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News 30.03.2021

Andreas Haider von der Holzforschung Austria hat wertvolle Tipps für Unternehmen, die sich ENplus®-zertifizieren lassen wollen

Das internationale ENplus®-Management hat mit Andreas Haider, dem technischen Berater (Bioenergie und chemische Analytik) bei Holzforschung Austria sowie ENplus®-Auditor, gesprochen. Holzforschung Austria ist eine für die Schweiz tätige Inspektions- und Zertifizierungsstelle.


Hallo Andreas! Bitte stellen Sie uns Holzforschung Austria kurz vor.

Holzforschung Austria wurde 1948 als gemeinnützige Organisation gegründet und beschäftigt heute 95 Angestellte. Wir sind in den Bereichen Forschung und Entwicklung, akkreditierte Prüfungen/Inspektionen/Zertifizierungen sowie im Wissens- und Technologietransfer tätig. Unsere Arbeit deckt die gesamte Holz- und Holzprodukt-Versorgungskette ab – vom Schnitt- und Leimholz über Bauholz und Bauphysik bis hin zu Holzschutz, Bioenergie und chemischer Analytik. Für jeden dieser Bereiche haben wir an unserem Institut hochqualifizierte Fachkräfte eingestellt.

Im Departement Bioenergie arbeiten rund 10 Mitarbeitende entweder als Auditoren, in unserem Labor oder im Back-Office. Die zugelassenen Auditoren sind nicht nur für ENplus® tätig, sondern beteiligen sich auch an Forschungsprojekten zur Biomasse, die häufig den Einsatz in unserem Biomasse-Technikum erfordern. Sie arbeiten am Normungsprozess von Biomasse mit und organisieren die Tests von Pellets und einer weiteren Biomasse in unserem Labor. Wir sind der Meinung, dass diese Art von Hintergrundwissen für die Arbeit als Auditor vor Ort sehr nützlich ist, insbesondere, wenn bei unseren Inspektionsaudits technisches Fachwissen gefragt ist.

Holzforschung Austria ist zugleich Zertifizierungs-, Inspektions- und Prüfstelle für ENplus®. Das ist natürlich eine grosse Verantwortung. Wie herausfordernd ist es für Sie, alle Aspekte des Zertifizierungsprozesses abzudecken? 

Ja, es ist eine grosse Verantwortung und auch eine Herausforderung. Doch die Gesamtverantwortung über alle massgeblichen Schritte und Abläufe zu haben erleichtert es uns, den hohen Level unserer Zertifizierungsentscheide zu gewährleisten. Wir sind für sämtliche Tätigkeiten im Zusammenhang mit ENplus® (Prüfungen, Inspektionen und Zertifizierungen) akkreditiert.

Für die Akkreditierung gilt ein Regelwerk, an das wir uns halten müssen und das unsere Neutralität gewährleistet. Wir wissen, dass wir für jeden Zertifizierungsentscheid und jedes ausgestellte Zertifikat die Verantwortung tragen. Deshalb werden unsere Auditoren sorgfältig geschult und begleitet. Ausserdem betreiben wir unser eigenes Prüflabor und kennen die Analysemethode sämtlicher entscheidender ENplus®-Pelletparameter ganz genau. Wenn wir mit externen Partnern zusammenarbeiten, wählen wir sie anhand derselben Regeln aus, die auch für unsere internen Ressourcen gelten.

Sie kommunizieren täglich mit vielen zertifizierten Händlern und Produzenten. Was ist Ihrer Meinung nach für sie der Hauptgrund, dem Programm beizutreten und angeschlossen zu bleiben?

Ich würde sagen, ENplus® ist ein namhaftes Zertifizierungsprogramm, das auf dem Markt einen guten Ruf geniesst. In bestimmten Gebieten ist der Verkauf von Holzpellets ohne das Label fast unmöglich, besonders in Regionen, in denen ENplus® von allen relevanten Interessengruppen mitgetragen wird (einschliesslich z. B. Heizkessel- und Ofenhersteller). Das ist zumindest in unserem «Heimatmarkt» Österreich der Fall.

ENplus® geht aktiv gegen den Missbrauch der Marke vor. Als Zertifizierungsstelle haben Sie mit der Bearbeitung von Reklamationen zu tun. Worauf bezogen sich kürzlich eingegangene Beanstandungen und wie wurden sie gelöst?

Für Betrugsfälle und Reklamationen gibt es unterschiedliche Gründe. Um mit dem Markenmissbrauch zu beginnen: Zweifelhafte Firmen verwenden unbewilligte Säcke mit Fantasiedesigns, füllen nicht zertifizierte Pellets in Säcke zertifizierter Händler oder beschriften ihre Produkte mit einer ENplus® ID, obwohl sie nicht zertifiziert sind. Leider geschieht dies zuweilen.

Manchmal handelt es sich nur um ein Missverständnis zu den Regeln, das rasch geklärt und gelöst werden kann; in anderen Fällen ist es absichtlicher Betrug. Wir hatten mit einer weiteren Form von Missbrauch zu tun: Nicht zertifizierte Firmen nutzten gefälschte Zertifikate von Holzforschung Austria, um nicht zertifizierte Pellets zu verkaufen. Dies kam früher mehrmals vor und die Unternehmen kamen bei ENplus® sofort auf die schwarze Liste, nachdem wir die Fälle gemeldet hatten. Im Zweifelsfall kann die Gültigkeit unserer Zertifikate auf unserer Website überprüft werden.

Neben solchen Betrugsfällen kann es auch sein, dass wir an Beanstandungen mitarbeiten, etwa solchen, wie sie im Verlauf des Marktüberwachungsprogramms von ENplus® auftraten. Unternehmen, deren zertifizierte Pellets nicht den Qualitätskriterien entsprechen, werden damit konfrontiert und müssen daraufhin Massnahmen treffen, um die Qualität in Zukunft sicherzustellen. Diese Tätigkeit dürfte sich mittel- und langfristig positiv auf die Pelletqualität im gesamten Markt auswirken. Es liegt im Interesse der zertifizierten Unternehmen, die ihre Zertifizierung ernst nehmen, ein hochqualitatives Produkt zu verkaufen. Deshalb sind die meisten sehr kooperativ, wenn es darum geht, Qualitätsprobleme rasch und effizient zu beheben.

Welche Tipps würden Sie einem Unternehmen geben, das zurzeit gerade die Zertifizierung beantragt? Wie kann es sich am besten auf den Zertifizierungsprozess vorbereiten?

Produzenten, die eine Zertifizierung anstreben, sollten dafür sorgen, dass die Pellets bereits vor dem ersten Zertifizierungsaudit die ENplus®-Anforderungen erfüllen. Wir empfehlen meist eine Voruntersuchung der Pelletqualität anhand der wichtigsten Eigenschaften. Sollte zu diesem Zeitpunkt ein Qualitätsproblem auftreten, liesse sich der Produktionsprozess vor dem Audit immer noch anpassen.

Des Weiteren sollten alle Hilfsmittel für die internen Qualitätskontrollen verfügbar sein. Für Produzenten ist ein gut ausgestattetes internes Labor unverzichtbar, damit die Qualität der Holzpellets regelmässig geprüft werden kann. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, qualifizierte Mitarbeitende für die internen Tests zu haben. Die Ergebnisse sind nur dann verlässlich, wenn das Personal weiss, wie die Tests korrekt durchgeführt werden.

Händler müssen in der Lage sein, all ihre Geschäftsfälle nachzuverfolgen und beim Audit die verlangten Informationen bereitzustellen. Für den Verkauf loser Holzpellets ist qualifiziertes Personal ebenfalls unverzichtbar, das die hohe Produktqualität bei der Lieferung gewährleisten kann. Die vom ENplus®-Management angebotenen Schulungen für Quality Manager und Lastwagenchauffeure helfen den Unternehmen, die erforderliche Qualifizierung sicherzustellen. Deshalb sollten die Kurse so früh wie möglich absolviert werden.

Trägt der Einsatz qualitativ hochwertiger Pellets Ihrer Meinung nach zur nachhaltigen Zukunft Europas bei?

Auf jeden Fall! Als erneuerbarer Brennstoff spielen Holzpellets in Zukunft eine wichtige Rolle für die Transformation unserer Energieversorgung – neben all den anderen erneuerbaren Energien, die es für einen reduzierten CO2-Fussabdruck braucht.

Holzpellets werden zum grossen Teil aus Restholz hergestellt, das als Nebenprodukt der Holzverarbeitung anfällt. Wir sind der Ansicht, dass die zunehmende Nutzung von Holz im Bau und generell das Produktionswachstum bei den Holzprodukten immer genügend Restholz generieren wird, um auch einen wachsenden, qualitativ hochstehenden Pelletmarkt zu bedienen.

Solche Pellets sind ein Zusatzprodukt innerhalb des Angebotsportfolios der holzverarbeitenden Industrie und eine attraktive Möglichkeit für Endkonsumenten, ihr Heim mit einer guten CO2-Bilanz zu heizen. In Österreich läuft zurzeit ein Programm für den Ersatz von Ölheizungen durch erneuerbare Anlagen wie etwa Pelletsysteme. Das bringt die Pelletbranche stark voran. Ich denke, dieses Programm ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Politik mit ihrer Unterstützung die Energiewende auf dem Heizungsmarkt vorantreiben kann. Hoffentlich sehen wir in den nächsten Jahren noch mehr davon in ganz Europa!

auditors holzforschung austria

Andreas Haider, Valerie Minihold, Wilfried Pichler, Daniel Stratev, Monika Steiner, Robert Stocker – ENplus® auditoren bei Holzforschung Austria