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Aktuelles 25.02.2022

ENplus-Interview®: Philipp Koskarti

Das ENplus-Interview®: Philipp Koskarti vom BEA Institut für Bioenergie glaubt, dass Pelletverbraucher nicht nur auf den Preis achten

Das letzte Interview für 2021 führen wir mit unserem langjährigen Partner Philipp Koskarti vom BEA Institut für Bioenergie. Philipp nimmt Sie mit auf eine Reise durch die Jahre und berichtet nicht nur über seine Erfahrungen mit ENplus®, sondern auch über die Bedeutung des Programms für den heutigen Pelletmarkt in Europa. 

Hallo Philipp, bitte stellen Sie uns das BEA Institut für Bioenergie, Ihre Mitarbeiter und die von Ihnen angebotenen Dienstleistungen vor.

BEA Institut für Bioenergie ist ein privates Wiener Unternehmen, das 2009 gegründet wurde und sich auf die Qualität von festen Biobrennstoffen spezialisiert hat. Unser Team besteht aus 9 erfahrenen Mitarbeitern, die eine akkreditierte Kontrollstelle sowie ein akkreditiertes Prüflabor betreiben. In diesem Zusammenhang sind wir auch im Bereich der Biomassenormung tätig, entwickeln Analysemethoden und führen Ringversuche durch. 

Darüber hinaus erstellen wir Gutachten als vereidigte Gerichtssachverständige und unterstützen unsere Kunden mit Beratungs- und Planungsleistungen. Darüber hinaus betreiben wir eine kleine Abteilung für die Entwicklung und den Vertrieb von Laborgeräten für die Bioenergiebranche.

Durch unser internationales Netzwerk haben wir die Möglichkeit, mit kompetenten Partnern zusammenzuarbeiten und greifen in diesem Zusammenhang auf 3 weitere externe Auditoren für unsere ENplus-Inspektionsdienstleistungen zurück®. Seit November haben wir auch eine Niederlassung in Bosnien & Herzegowina.

Wie hat Ihre ENplus-Geschichte® begonnen? 

Ich war von Anfang an an der Geschichte von ENplus® beteiligt. Ich habe schon lange vor der Gründung des Europäischen Pelletrates in diesem Bereich gearbeitet. Da wir Mitglied in nationalen und internationalen Normungs- und anderen Fachgremien sind, profitieren wir gerne von unseren weltweiten Kontakten. So sind wir immer sehr früh über anstehende Neuerungen informiert. Dies war auch bei ENplus® der Fall. Vor allem mit technischen Inputs war BEA an der Entwicklung dieses Zertifizierungssystems beteiligt. Außerdem waren mein Kollege Martin Englisch und ich von Anfang an als ®ENplus-Auditorentrainer tätig. 

In diesem Jahr haben wir erfolgreich die 20th ENplus-Auditorenschulungen® durchgeführt und damit alle zugelassenen und gelisteten Auditoren im ®ENplus-System geschult. Wir sind auch stolz darauf, unser Wissen in verschiedenen Workshops (wie den Auditoren-Workshops) sowie in Schulungen für Qualitätsmanager und Silofahrer weiterzugeben.

Wie beurteilen Sie den Pelletsmarkt für Privathaushalte in Österreich? Verwenden die Konsumenten mehr Pellets als früher? Ist ihnen die ENplus-Zertifizierung wichtig®?

In Österreich ist die Nachfrage nach Holzpellets stark gestiegen. Aufgrund von Subventionen und staatlichen Programmen zur Reduzierung fossiler Brennstoffe für die Beheizung von Wohngebäuden ist der Absatz von Heizkesseln wieder gestiegen und damit auch die Nachfrage nach Pellets. 

Das Qualitätsbewusstsein der österreichischen Pelletskonsumenten war schon immer sehr ausgeprägt. Schon vor fast 20 Jahren fragten die Kunden nach Pellets, die nach nationalen Normen zertifiziert sind. Also ja, die Konsumenten in Österreich achten auf die ENplus-Zertifizierung® und nicht nur auf den Preis beim Pelletskauf.

Kann Ihrer Meinung nach ein Erzeuger/Händler heutzutage wettbewerbsfähig genug sein, wenn er nicht für Qualität zertifiziert ist?

Ein Pelletgeschäft ohne Qualitätszertifizierung ist heute kaum mehr möglich. In Österreich sind mehr als 99% der gehandelten Pellets zertifiziert und mehr als 90% sind nach ENplus® zertifiziert. Neueinsteiger lassen sich daher so schnell wie möglich zertifizieren, um sofort in den Markt einsteigen zu können.

Auf internationaler Ebene ist die ENplus-Zertifizierung® zu einem Maßstab geworden. Wenn Sie eine Pelletsmesse besuchen, werden Sie sofort erkennen, dass Sie ohne ENplus-Zertifizierung® nicht am Geschäft teilnehmen können, weder als Produzent noch als Händler.

Nur in sehr wenigen Ländern ist der Verkauf von Pellets ohne Qualitätszertifizierung möglich. Dies geschieht lokal für einen sehr engen Markt und nur, wenn das Preisniveau für den Brennstoff im Allgemeinen vergleichbar niedrig ist. In der Regel geht dies immer auch mit einer niedrigen Qualität einher.

Langfristig ist eine Qualitätszertifizierung wie ENplus® sicherlich unverzichtbar, um in den Markt einzutreten oder dort wettbewerbsfähig zu bleiben.

Was wird die größte Herausforderung für den Pelletmarkt im Jahr 2022 sein? 

Für das Jahr 2022 gibt es - wie auch schon in der Vergangenheit - mehrere große Herausforderungen in der Pelletsbranche. Zunächst einmal ist es äußerst wichtig, das gute Image der Pellets nicht nur bei den Verbrauchern, sondern auch bei Nichtregierungsorganisationen, Interessengruppen und Regierungen aufrechtzuerhalten und sogar noch weiter zu stärken. Dies ist vor allem deshalb notwendig, weil Pellets mit einigen anderen Brennstoffen konkurrieren müssen, und zwar oft auf einem unfairen Niveau. Leider werden wissenschaftliche Fakten nicht immer genutzt, um die Entwicklung von Brennstoffen voranzutreiben, sondern es ist eher politische Lobbyarbeit, die einige merkwürdige Entwicklungen vorantreibt (z. B. das Drängen auf Atomkraft in der EU).

Die zweite Herausforderung wird die Versorgungssicherheit sein. Der Pelletmarkt muss sicherstellen, dass die steigende Nachfrage nach Pellets jederzeit vollständig gedeckt werden kann - und zwar auf nachhaltige Art und Weise. Vorzugsweise wird dies vor allem auf regionaler Ebene geschehen, um vermeidbare Langstreckentransporte so weit wie möglich zu vermeiden. 

Und schließlich muss die gesamte Pelletbranche darauf achten, eine nachhaltige Rohstoffversorgung zu gewährleisten und das Unternehmen so grün zu halten, wie es beworben wird, nicht nur auf dem Papier, sondern auch im wirklichen Leben.

 Team des BEA Institut für Bioenergie